Generalüberholung nach Bühnenrichtlinie

Der Spielplan der Berliner Volksbühne im alten Scheunenviertel an der Linienstrasse ist mit bis zu sieben Veranstaltungen pro Tag prall gefüllt. Um den täglichen Bedarf an Transport von Bühnentechnik zu bewältigen, dienen zwei Hebebühnen im Außenbereich der Be- und Entladung von Bühnenmaterial. Die Hebepodien sind im eingefahrenen Zustand bodenbündig und überwinden mit einer Plattform von jeweils 3,10 x 9,00 m und einer Nutzlast von 18.000 kg die Höhe von 2,20 m auf das Niveau der Veranstaltungsbühnen. Bei einer Sachverständigenprüfung werden Mängel festgestellt.
Im Namen der verantwortlichen Berliner Immobilienmangement GmbH (BIM) führt die Berliner Ingenieurgesellschaft Hundt & Partner eine komplexe Ausschreibung durch. Gesucht wird ein kompetenter und zuverlässiger Partner für die Sanierung der beiden Hebepodien der Volksbühne Berlin, auch nach der Unfallverhütungsvorschrift „Veranstaltungs- und Produktionsstätten für szenische Darstellung“ (BGV/GUV-V C1). Zudem sollen die beiden Hubplattformen für den bisher nicht zulässigen Transport von Personen umgebaut werden. Darüber hinaus muss die Schallemission reduziert werden, da beide Hebebühnen auch in den späten Abendstunden betrieben werden und die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung insbesondere durch die starken Anfahrtsgeräusche gestört werden.
Die Aufgaben umfassen die vollständige Mechanik, Elektrik und Elektronik der Anlagen, die über einen Spindelantrieb verfügen. Für die Reduzierung der Schallemission sind Probleme im konstruktiven und elektronischen Bereich zu lösen.
Die Grädler Fördertechnik GmbH erhält den Zuschlag, koordiniert die Zeitabläufe der unterschiedlichen Maßnahmen und beginnt mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen/Absperrungen an den Gruben der Hubpodien gem. den Unfallverhütungsvorschriften und dem Einrichten der Baustelle. Zeitgleich wird mit der Anfertigung einer neuen Spindelmutter begonnen.
Nach Ausbau der Plattform erfolgen Ausbau und Austausch
- von Teilen des Trägersystems
- des Unterlaufschutzes (Trapezblech)
- von Befestigungselementen und Verankerungen
wobei alle neuen Stahlteile mit einem verzinkten Korrosionsschutz versehen werden. Alle verbliebenen Stahlteile werden mechanisch entrostet (Sandstrahl) und nach Korrosivitätkategorie C3 geschützt.
Nach Ausbau und Austausch der Antriebswelle der Hubspindel erfolgt der Einbau der neu hergestellten Spindelmuttern unter Einsatz einer Sicherheitsmutter mit elektrischer Überwachung. Die vorhandenen Bremsen werden durch geräuschgedämpfte Doppelbackenbremsen mit Luftspaltüberwachung ersetzt.
Die Einrichtung von witterungsbeständigen Faltenbalgen, die Reinigung und Überholung der Pumpenanlage und der vorgeschriebene Warnanstrich der Hubspindel erfolgen vor Einbau der sanierten Plattform.
Die Arbeiten an der Mechanik werden abgeschlossen durch
- Konstruktion und Einbau eines Plattform-Abrollschutz mit automatischer Ein- und Ausklappfunktion
- Konstruktion und Einbau eines demontierbaren Absturzschutz
- Anbringen der geforderten Warn- und Hinweisschilder, eines Warnanstrichs an den Außenumrandungen der Plattform sowie eines schwarz/gelben Warnanstrichs an der Grubenkante
- Einhergehend mit dem Abschluss der Generalüberholung der mechanischen Komponenten werden auch die Arbeiten zur Modernisierung und Funktionserweiterung (+ mehr erfahren) beendet
Fehlt noch das Abräumen und Reinigen der Baustelle. Nicht mehr benötigtes Verpackungsmaterial wird fach- und umweltgerecht entsorgt. Eine komplette Endreinigung erfolgt vor Inbetriebnahme. Nach der erfolgreichen Durchführung der technischen Abnahme durch den vereidigten Sachverständigen (Prüfdienst) erfolgt die Einweisung des technischen Personals der Berliner Volksbühne.
Das eingesetzte Sicherheitssteuerrelais gliedert sich in einen Sicherheitsschaltplan und ein normalen Schaltplan auf. Durch die redundante Auslegung der eingesetzten Steuerung verringert sich der Platzbedarf signifikant.
Alle sicherheitsrelevanten Eingänge werden redundant fehlersicher überwacht. Nach Unterbrechung des Sicherheitskreises ist eine Rückstellung durch dem am Schaltschrank befindlichen Taster erforderlich. Eine Ausnahme gilt für die Klemmspaltüberwachung am Übergang zur oberen Landestelle und der Überlast (automatische Rückstellung).
Am Steuerschrank und an der Außenwand befindet sich eine Steckdose zum Anschluss der Steuerbirne. Zur Verhinderung der Doppelbedienung muss an einer Steckdose ein Blindstecker gesteckt sein.
Wenn die Innensteuerung gesteckt ist, muss zum Verfahren der Bühne das Sektionaltor 2m offen sein.
Für die Überbrückung der Überlastsicherung ist ein Schalter im Schaltschrank vorgesehen. Wenn der Schalter aktiv ist fährt die Bühne nur im Impulsbetrieb (grüne LED blinkt).
Die vorgeschriebene Überwachung der Drehrichtung, der Motorüberlast, der Motortemperatur und Überdrehzahl übernimmt der Umformer.